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Liebe im Lockdown

“Wir vernachlässigen das ultimative
Sexualorgan – unser Gehirn”

Der Beginn der Corona-Pandemie ist nun schon über ein Jahr her. Seither haben wir eine regelrechte On-Off-Beziehung mit dem Lockdown. Verordnete räumliche Nähe prägt das Zusammenleben von Paaren. Bei all der Zeit die wir nun zusammen verbringen, rechneten viele mit einem kommenden Babyboom. Doch wie der bekannte Mythos über den New Yorker Stromausfall, der einen Babyboom verursacht haben soll, blieb auch beim Lockdown der prophezeite Babyboom aus. In Wahrheit drifteten wir seit dem letzten Jahr emotional und sexuell auseinander. Denn unser häusliches Sexualleben leidet in der Krisenzeit. 

Diese Entwicklung beobachtete auch Paar- und Sexualtherapeut sowie Diplom-Psychologe Umut C. Özdemir. Der 34-Jährige leitet Einzel- und Paartherapien und war über sechs Jahre klinischer und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité Berlin. „Viele Paare finden es schwierig, in der Pandemie an der eigenen Sexualität zu arbeiten.“, so Umut.  

Das hat viele Gründe, einer davon ist unser besonders hohes Stresslevel. Man verbringt den ganzen Tag zuhause, versucht Home Office, Haushalt und eventuell sogar noch Kinder unter einen Hut zu bringen. Dabei stellt unser Hirn sexuelle Bedürfnisse automatisch hinten an. Zum Anderen kommt man nicht mehr raus, trifft Freunde und Familie seltener bis gar nicht und kann vielen Hobbies nicht mehr nachgehen. 

Sexualität beginnt im Kopf

Wenn man aber nichts Neues erlebt, hat man auch nicht besonders viel zu erzählen. „Andere reden nur noch über Arbeit, die nun ja auch zu Hause stattfindet. Das kann die Lust verringern, sodass es zu einer Flaute im Bett kommt.“  Was Brigitte aus der Buchhaltung angestellt hat, höre ich mir gerne an. So richtig in Fahrt bringen mit diese Gespräche aber auch nicht. 

„Viele von uns sind es auch nicht gewöhnt, über Sex zu sprechen. Vor allem währenddessen und danach reden wir kaum darüber, ehrlichen Deep-Talk mit dem Risiko, dass es auch weh tun könnte, findet leider zu selten statt.“ Dabei „vernachlässigen wir unser Gehirn”, weiß der 34-Jährige: „Unser Gehirn ist unser ultimatives Sexualorgan, denn Sexualität beginnt im Kopf. Es erschafft auch ohne äußere Anlässe erotische Fantasien, das Kino im Kopf, und bewertet sofort reizvolle Berührungen aber auch Gespräche. Wenn wir reden und uns total freuen, weil wir vielleicht ein Kompliment bekommen, dann wird Dopamin im Gehirn ausgeschüttet – wir werden quasi belohnt.“

Hilfestellung für mehr sexuelle Kommunikation

 Wie ich meine Bedürfnisse kommuniziere, will gelernt sein, nicht jedem liegt das im Blut. Man will den Anderen nicht verletzten und schämt sich vielleicht auch das Thema selbst anzusprechen. Dennoch spielt das Reden über Sexualität eine ausschlaggebende Rolle für eine glückliche Langzeitbeziehung, denn nur so lernt man sich besser kennen. 

Hierfür entwickelte der Sexualtherapeut eine spielerische Unterstützung, um mehr über Beziehung und Sexualität in der Partnerschaft auch im Lockdown zu reden. Die IN*TEAM-Beziehungskiste.


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Die Beziehungskiste von IN*TEAM in Zusammenarbeit mit Umut C. Özdemir, für mehr sexuallen Austausch.

„Ganz oft ist es Menschen peinlich, über Wünsche, Versagensängste und Fantasien zu reden, da kann das Set eine gute Hilfestellung sein. Oft fehlt uns aber der Raum, um uns öffnen zu dürfen, ohne Gefahr zu laufen, dass wir verletzt werden. Meine Hoffnung ist, dass ich mit der IN*TEAM-Beziehungskiste dazu beitragen kann, diesen Raum zu schaffen.“ Beim Spielen der IN*TEAM-Beziehungskiste bleibt es nicht beim Reden der mitspielenden Personen untereinander.

In den 20 Karten sind QR-Codes enthalten, über die der Paar- und Sexualtherapeut den Paaren Zusatzinformationen mit Clips, Audios und Spielen zukommen lässt: „Es war mir wichtig, dass die Paare nicht allein bleiben mit ihren Erfahrungen im Spiel. Über QR-Codes gibt es die Möglichkeit, dass Paare viel Wissen aus meinem Klinik- und Praxisalltag abrufen können und ich sie mit vielen
Beispielen aus dem Alltag und Anregungen unterstützen kann.“

Über Rollenklischees

Das Spiel arbeitet ohne Rollenklischees. Alter und die Art der Liebesbeziehung der mitspielenden Paare ist egal – ob heterosexuell, schwul, lesbisch oder bi, mono- oder polygam. „Liebe soll allen Paaren Spaß machen. Dabei ist das Prinzip für alle Paare gleich, egal in welcher Konstellation, selbst Paare in einer Fernbeziehung profitieren und können ein gemeinsamen Ritual entwickeln. 

Die Reise beginnt mit dem Öffnen der Beziehungskiste, verschlossenen Karten werden gemeinsam aufgerissen und die Mitspielenden können sich 10 bis 15 Minuten bewusst in ihre Beziehungswelt zurückziehen, so Diplom-Psychologe Özdemir.

Dipl.-Psychologe Umut C. Özdemir auf einem Sessel. Er hält ein Gehirn und lächelt.

Mehr Über Umut C. Özdemir

Der gebürtige Aschaffenburger Paar- und Sexualtherapeut und Diplom-Psychologe hat an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg Psychologie studiert und über sechs Jahre als klinischer und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité Berlin Einzel- und Paartherapien geleitet und begleitet. 

Erfolgreich setzt sich der 34-Jährige Wahlberliner für sexuelle Aufklärung im Social-Media-Bereich ein. Als Teil des Projekts #LernenmitTikTok hat er bereits im ersten Lockdown den ersten deutschen TikTok-Kanal für sexuelle Aufklärung gegründet

Die Beziehungskiste findet ihr hier in unserem Shop.

Quelle

Thinius K. (2020): Liebe im Lockdown.
 INTEAM WORKS UG, vertreten durch: Karina Thinius, Matthias Bannert

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